Das Konzept
Eine Solidarische Landwirtschaft (Solawi) ist ein Zusammenschluss von Menschen, die statt der Lebensmittel die Landwirtschaft finanzieren wollen.
Bei verbreiteten landwirtschaftlichen Strukturen sind die dort arbeitenden Menschen durch die Marktstruktur dazu gezwungen, entweder sich selber oder die Natur auszubeuten.
Marktstrukturen zu ändern, ist nicht so einfach. Aber sich davon unabhängig zu machen und eigene Wirtschaftsstrukturen zu schaffen – das versuchen Solawis!
Eine solidarische Landwirtschaft will die Existenz von kleinbäuerlicher und vielfältiger Landwirtschaft ermöglichen, ohne dass die Natur oder Tiere darunter leiden müssen. Dazu wird die regionale Lebensmittelversorgung gefördert und für die Menschen ein neuer Erfahrungs- und Bildungsraum geschaffen.
Konkret schließen sich dabei meistens ein landwirtschaftlicher Betrieb oder eine Gärtnerei mit einer Gruppe privater Haushalte zusammen und bilden eine Wirtschaftsgemeinschaft, welche die Bedürfnisse aller Beteiligten berücksichtigt.
Zu Beginn werden die Jahreskosten kalkuliert. Auf dieser Grundlage verpflichten sich die Mitglieder, jährlich im Voraus einen festgesetzten (meist monatlichen) Betrag an den Solawi-Betrieb zu zahlen.
Die Erzeugenden werden dadurch unabhängig von Marktzwängen und das Risiko von Ernteausfällen liegt nicht mehr allein bei den Landwirt*innen, sondern verteilt sich auf die ganze Mitgliederschaft. Alle erzeugten Lebensmittel (also die Ernte sowie weiterverarbeitete Erzeugnisse) werden auf alle gleichmäßig verteilt. Dadurch entsteht eine Unabhängigkeit vom Markt und stattdessen ein eigener, überschaubarer Wirtschaftskreislauf, der von Verbraucher*innen mit organisiert und finanziert wird.
Der persönliche Bezug macht die gegenseitige Verantwortung bewusst. Die Verbraucher*innen erleben, wie ihre Ernährungsentscheidung die Kulturlandschaft gestaltet, soziales Miteinander, Naturschutz und (Arten-)Vielfalt ermöglicht und so eine zukunftsfähige Landwirtschaft stattfinden kann.
Wesentlich ist also, dass eine Gruppe die Abnahme der Erzeugnisse garantiert und die Ernte bzw. alles, was notwendig ist, um diese zu erzeugen, vorfinanziert. Alle teilen sich die damit verbundene Verantwortung, das Risiko, die Kosten und die Ernte.
Das Konzept der Solawi, das ursprünglich aus Japan stammt, gibt es bereits seit über 60 Jahren.
In Deutschland entstand die erste Solidarische Landwirtschaft um den biologisch-dynamischen Betrieb „Buschberghof“ in Fuhlenhagen im Jahr 1988. 2019 umfasste die 2012 gegründete Münchner Genossenschaft Kartoffelkombinat als eine der größten Solawis rund 1.800 Anteile; sie bewirtschaftet seit 2017 eine eigene Gärtnerei in Spielberg in der Gemeinde Egenhofen.
Stand 2020 entstanden über 250 Gemeinschaften.
Die Vorteile
Weniger Verschwendung von Lebensmitteln
Dadurch, dass die gesamte Ernte an die Mitglieder verteilt wird, findet Obst und Gemüse Verwendung, das sonst nicht die Ansprüche des Lebensmittelhandels erfüllen. So landen weniger Lebensmittel auf dem Müll.
Keine Ausbeutung von Mensch und Natur
Solidarische Landwirtschaft bietet eine Alternative zu üblichen Marktstrukturen.
Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, haben meist nur die Wahl, entweder die Natur oder sich selbst auszubeuten. Ihre Existenz hängt von Subventionen und (Welt-)Marktpreisen ab. Beides sind Faktoren, auf die sie keinen Einfluss haben und die sie häufig zwingen, über ihre persönliche Belastungsgrenze sowie die von Boden und Tieren zu gehen oder ganz aus der Landwirtschaft auszusteigen. Auch der ökologische Landbau ist von diesem Mechanismus nicht ausgenommen.